Letzten Samstag musste ich ein Sofa zügeln. Kein Problem, dachte ich, dafür hast du ja ein grosses Fahrzeug, aus dem man einfach die Sitzbank und die Liegeerweiterung entfernen kann und dann wunderbar Platz hat.
Wer braucht schon Handbücher
Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht, aber ich hasse es, Handbücher zu lesen. Und da ich keine zwei linken Hände habe, habe ich mich auch munter an die Sache gewagt und versucht, die Sitzbank herauszunehmen. Auf der Rückbank ist auch ein kleiner Hinweis angebracht, der 3 vermeintlich einfache Schritte aufzeigt. 1. Schubladen herausziehen, 2. Schubladen herausnehmen, 3. Sitzbank nach vorne kippen, der 4. Schritt, das Herausnehmen, war nicht mehr angegeben.
Versucht und gescheitert. Die Schubladen lassen sich nicht einfach herausnehmen, da muss irgendwo ein Kniff sein. Bloss welcher?
Also doch besser mit Handbuch
Ich muss also trotzdem das Handbuch hervorsuchen und nachschlagen. Die nächste Herausforderung. Sitzbank herausnehmen oder ähnlich ist im Inhaltsverzeichnis nicht aufgeführt. Das Handbuch hat über 300 Seiten. Ab Seite 98 geht es offenbar um Sitze. Ich habe dann mit dem Lesen begonnen und wurde nicht richtig schlau. Was macht der gewiefte Handwerker als nächstes?
Wozu gibt es Smartphones und Youtube
Smartphone raus, Youtube gestartet und nach «Mercedes Sitzbank ausbauen» gegoogelt. Hier gabs dann auch tatsächlich ein Video, das den Vorgang erklärt und die Kniffe und Tricks auch zum Entfernen der Schubladen aufgezeigt hat.
Nach etwas Murksen und mit Hilfe von meiner Frau und meinem Sohn haben wir es dann auch tatsächlich geschafft, die Sitzbank zu entfernen und wegzustellen.
Sofa locker gezügelt
Mit meinem Schwager habe ich dann das Sofa auch problemlos ins Fahrzeug geladen und an seinen neuen Bestimmungsort gefahren.
Nach getaner Arbeit gönnten wir uns ein Bier und wollten gemeinsam noch schnell die Sitzbank wieder einbauen.
Die nächste Herausforderung
Aus schnell wurden eineinhalb Stunden und die Sitzbank war immer noch nicht drin. Irgendwie war der Sitzschlitten (den Begriff habe ich erst später kennengelernt) verschoben und der Einhakmechanismus funktionierte nicht mehr korrekt.
Der Weg in die Garage sollte helfen
Es blieb mir nichts anderes übrig, als am nächsten Tag zu meiner Garage zu fahren und das Problem zu schildern. Zitat: Sie sind nicht der Erst und werden nicht der Letzte mit diesem Problem sein. Es ist klar ein Konstruktionsfehler.» Ich fühlte mich einerseits etwas besser, da ich begann, an meinen Fähigkeiten zu zweifeln, andererseits dachte ich, dass das nicht wahr sein kann. Das Fahrzeug ist eigentlich genau dafür konstruiert, dass die Sitze rasch und einfach ein- und ausgebaut werden können.
Auch die geschulten Mechaniker hatten ihre Mühe, um die Sitzbank wieder zu montieren, da sie den Sitzschlitten wieder richtig positionieren mussten.
Am darauffolgenden Tag musste ich dann nochmals zur Garage zurückkehren, da sie den Sitz auf den falschen Sitzschlitten montiert hatten. Unglaublich, aber wahr.
Was könnte einfach verbessert werden
Auch wenn die Konstruktion an sich nicht verändert werden soll, gäbe es einfache Massnahmen, um die Benutzerfreundlichkeit erhöhen zu können oder aber, um zumindest die potenziellen Fehler reduzieren zu können.
Die Beschreibung am Rücksitz könnte etwas ausführlicher sein oder zumindest die Seitennummer im Handbuch angeben. Die Ausführungen im Handbuch müssten allerdings auch vereinfacht und besser illustriert werden.
Noch einfacher wäre es, einen QR-Code anzubringen, der mit dem Smartphone eingescannt wird und der einem direkt auf ein Erklärungsvideo führt.
Und wenn dann noch die beiden Sitzschlitten z.B. farblich gekennzeichnet wären, wäre es auch einfacher zu erkennen, wo die Sitzbank montiert werden muss.
Fazit
Oft könnte die User Experience durch einfache Massnahmen deutlich verbessert werden.
Ich bin nun gespannt, ob mir die Garage noch eine Rechnung zustellt. Ich lasse mich überraschen.
Herzliche Grüsse
Ihr Roger Schmid
PS. Das muss noch gesagt sein: Ich liebe dieses Fahrzeug. 😉