Richtiges Feedback geben gleicht einem Spagat

Daher ein konstruktiver Vorschlag

Wie oft geben Sie Feedback? Fällt es Ihnen leicht oder geht es Ihnen wie vielen, dass Sie es sich x-mal überlegen müssen, ob Sie jemandem offen und ehrlich mitteilen, was Sie gut oder störend finden.

Führungs- oder Kommunikationskurse

Warum ist das so? Was hindert uns daran? Falls Sie Führungs- oder Kommunikationskurse besucht haben, haben Sie sich sicherlich auch mit Feedbackregeln herumgeschlagen. Wenn ich in meinen Vorträgen und Seminaren danach frage, kann sich allerdings kaum jemand noch daran erinnern.

Da war doch was mit Ich-Botschaften, sachlich soll es sein, zur richtigen Zeit, nicht verletzend, Beobachtungen und Veränderungen aufzeigen, etc.

10 Regeln für gutes Feedback

Meist sind es rund 10 Regeln, die man sich merken müsste, um „gutes“ Feedback zu geben. Dies ist dann wahrscheinlich der Hauptgrund, warum dann viele überhaupt kein Feedback mehr geben. Bisher war es „nur“ unangenehm, einer anderen Person ehrlich seine Meinung zu sagen, nun ist es auch noch kompliziert.

Feedback braucht Übung

Vielleicht würde es so tatsächlich funktionieren. Doch Hand aufs Herz, dazu müsste man üben. Sie entnehmen es schon der Formulierung. Wer ist „man“? Wenn dieses Regelwerk nicht in Fleisch und Blut übergegangen ist, wird es nicht authentisch und daher eher nicht klappen. Ich hatte mit genügend Personalfachleuten zutun.

Dies sollte ihr Handwerk sein. Aber auch die wenigsten von ihnen haben ausreichend geübt und tun sich schwer mit gutem Feedback.

Oder kennen Sie die Sandwich-Form von Feedback: Lob – Kritik – Lob. D.h. Sie verpacken Ihre Kritik zwischen zwei positiven Aussagen. So soll negative Kritik ein wenig angenehmer sein. Hier ein Beispiel: „Hallo Frieda, dein Kleid sieht wirklich schön aus. Was ich schon immer einmal sagen wollte: Du stinkst. Übrigens die Schuhe sind auch nicht schlecht.“

Die Lösung liegt nicht auf der Hand

Ich hoffe, Sie sind mit mir einverstanden, dass dies ebenfalls keine brauchbare Lösung ist.

In unserer heutigen, schnelllebigen Welt ist jedoch Feedback wichtiger denn je. Wir haben jedoch gesehen, dass die bisherigen Tipps eher kompliziert oder schlicht Unsinn sind. Feedback geben, braucht Mut. Insbesondere weil wir lieber niemanden verletzten möchten und auch, weil wir uns vor der Reaktion des Feedbackempfängers fürchten. Also, doch besser lassen?

Feedback unterlassen ist keine Lösung

Nein! Denn Feedback ist ein Geschenk. Der Feedbackempfänger erhält Auskunft darüber, was andere über ihn denken. Daher sollten wir aufhören, Feedbackgeben zu lernen, sondern mehr Zeit dafür investieren Feedback unvoreingenommen anzunehmen. Wie gesagt, fällt es sehr vielen schwer, Ihnen mitzuteilen, was sie bei Ihnen nicht mögen oder anders sehen. Dann sollten Sie denjenigen, die es trotzdem machen, erst recht dankbar sein und sie nicht dafür verurteilen, wenn sie sich eventuell ein wenig ungeschickt dabei ausgedrückt haben.

Dankbarkeit für jedes Feedback

Sie zeigen Ihnen auf, wo Sie aus einer anderen Perspektive betrachtet noch etwas verbessern könnten. Statt gleich mit Argumenten zu kontern, sollten wir lernen, Feedback einfach anzunehmen, zu verdanken und sich dann die Zeit nehmen, es zu reflektieren. Vielleicht hat ja doch gelegentlich jemand anderes recht und Sie können tatsächlich noch besser werden. Also, das nächste Mal, wenn man Sie kritisiert, zunächst einfach einmal „Danke“ sagen.

Sonst nichts. Keine Argumente, kein Verhandeln, nur Danke. Probieren Sie es aus.

Sie selbst als Feedbackgeber

Wenn Sie selbst der Feedbackgeber sind, erwarten Sie nicht einfach, dass die andere Person Ihre Meinung teilt. Hören Sie genau zu, wenn der Feedbackempfänger antwortet. Es kann gut sein, dass diese Person einfach eine andere Sichtweise oder eine andere Motivation auf die gleiche Sache hat.

Berücksichtigen Sie bei Feedback andere Sichtweisen

Hierzu ein einfaches Beispiel: Eine 3 von rechts betrachtet kann auch ein w sein, von links ein m und von oben ein B.

Natürlich ist dieses Beispiel einfach, es zeigt jedoch, dass durch einen simplen Perspektivenwechsel die gleichen Dinge völlig anders bewertet werden können. Versuchen Sie zunächst in einer widersprüchlichen Situation die unterschiedlichen Wahrnehmungen und Fakten durch geschicktes Fragen zu ermitteln. Stellen Sie dabei ebenfalls fest, wo Sie keine Differenzen haben.

Feedback ist der Schlüssel zum Lernen

Für mich ist Feedback der Schlüssel zum Lernen und zur Veränderung. Eventuell kennen Sie die vier Stufen des Lernens nach Albert Bandura. Der Wechsel von der untersten Stufe „Unbewusste Inkompetenz (blinder Fleck)“ zur nächsten „bewusste Inkompetenz“ geht entweder über Selbstreflektion oder über Feedback.

Wer so aus der Sicht einer anderen Person betrachtet eine Rückmeldung erhält, bekommt die Chance, seine Situation zu überprüfen und eine Entscheidung zu treffen. Die Entscheidung nämlich, ob auch für sich selbst dies als verbesserungswürdiger Zustand angesehen wird oder nicht. Nicht alles, was andere stört, muss letztlich auch verändert werden.

Feedback nicht mit Ratschlägen verwechseln

Verwechseln Sie Feedback nicht mit Ratschlägen. Feedback ist lösungsneutral. Ratschläge sind meist Schläge. Wer aber mit Feedback geizt, verhindert Verbesserungen.

Übrigens Feedback beinhaltet auch Lob. Ehrliches Lob! Wie oft sagen Sie beispielsweise Ihren Mitarbeitenden, Ihrem Partner, Ihren Kindern, was Sie gut finden? Gut preussisch – Nicht getadelt ist gelobt genug – reicht da nicht aus. Lassen Sie andere wissen, was Sie gut finden. Vorteil für Sie: Sie haben nun die Chance erhöht, dass sich dieses Verhalten in der Zukunft wiederholt.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und Befriedigung beim konstruktiven Umgang mit Feedback.

Herzliche Grüsse

Ihr Roger Schmid

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